Wirtschaft & Arbeitsmarkt

Eurodistrikt-Forum - 2013

Neue Dynamik für den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt

Rund 150 Experten und Vertreter aus Politik und Verwaltung aus dem Eurodistrikt fanden sich am 5. November anlässlich des dritten Forums des Eurodistrikts zusammen. Thema diesmal: Zweisprachigkeit und berufsorientierte Bildung

10 % Arbeitslose im Elsass, nur 4 % in Baden-Württemberg. Diese zwei Zahlen erklären eindrücklich, warum so viele Menschen den Rhein überqueren, um Arbeit zu finden. Der große Unterschied zeigt aber auch, dass der Rhein nach wie vor eine Grenze für den Arbeitsmarkt darstellt.

Davon ausgehend hat der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau entschieden, sein drittes Forum der Zweisprachigkeit und der berufsorientierten Bildung zu widmen. Im ersten Abschnitt dieses Forums konnten sich die Teilnehmer anhand kurzer Einführungsreferate einen Überblick über die Thematik verschaffen. Themen wie der demographische Wandel, die Integration junger Menschen in den Arbeitsmarkt oder die Rolle von Zweisprachigkeit für einen grenzüberschreitenden, integrierten Arbeitsmarkt wurden hier behandelt. Nach einer Bestandsaufnahme des Angebots im Eurodistriktgebiet entschieden sich die Experten für einen der angebotenen Workshops, mit je einem spezifischen Schwerpunkt. Am Ende des Nachmittags konnten so konkrete Vorschläge formuliert werden, die in den Diskussionen der Teilnehmer entstanden waren.

Um möglichst vielen Menschen den Zugang zum grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt zu ermöglichen und dem Fachkräftemangel auf deutscher Seite zu begegnen, muss die grenzüberschreitende Berufsausbildung unbedingt ausgebaut werden. Hierfür spielen vor allem Praktika und der praktische Teil der Ausbildung im Partnerland eine wichtige Rolle. Sicher müssen die Kenntnisse von Nachbarkultur und -sprache bei Jugendlichen und Arbeitssuchenden verbessert werden, zuallererst ist jedoch ein Mentalitätswechsel nötig: Der Wert der deutschen Berufsausbildung muss in Frankreich klar vermittelt und das Bild, das französische Jugendliche von Deutschland haben, aufgewertet werden.

Weiterhin äußerten die Experten den Wunsch, Mehrsprachigkeit (Deutsch, Französisch, Englisch) verstärkt zu entwickeln. Wichtig sei auch, die bestehenden Möglichkeiten zur grenzüberschreitenden Berufsausbildung besser bekannt zu machen. Besonders gelobt wurde in diesem Zusammenhang der Vorschlag, Ausbildungsbotschafter in die Schulen zu entsenden. Der direkte Austausch unter Jugendlichen zu dem Thema habe außerdem großen Einfluss auf deren Meinungsbildung. Und Frank Scherer, Präsident des Eurodistriktes und Landrat des Ortenaukreises, machte deutlich: "Wir müssen unbedingt die Jugendlichen dazu motivieren, den Sprung über den Rhein zu wagen. Es geht nicht nur darum, dort einen Arbeitsplatz zu finden, sondern vor allem darum, die Kultur und die Mentalität des Nachbarn kennen zu lernen und persönliche Erfahrungen zu machen."

Zur Umsetzung der auf dem Forum entwickelten Vorschläge wird der Eurodistrikt demnächst eine Expertengruppe gründen. Experten, Vertreter aus Institutionen und junge Menschen kommen hier zusammen, um die weitere Entwicklung voranzutreiben.

Im Anschluss an das Forum fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Grenzüberschreitende berufliche Bildung am Oberrhein“ statt, die vom Eurodistrikt, vom Land Baden-Württemberg und dem Euro-Institut organisiert wurde. Neben Peter Friedrich, Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten, haben daran auch Philippe Richert, Präsident der Region Elsass teilgenommen, sowie Frank Scherer, Präsident des Eurodistrikts und Landrat der Ortenau, Michael Schmidt, Stadtrat der Stadtgemeinschaft Straßburg und verantwortlich für die deutsch-französischen Beziehungen, Jean-Louis Hoerlé, Präsident der IHK Elsass, sowie Hans-Georg Nußbaum, ein Unternehmer mit deutsch-französischer Erfahrung. Sie alle sprachen sich für die Stärkung des grenzüberschreitenden Arbeitsmarkts, sowie die Förderung der Mobilität junger Arbeitnehmer aus.